Buchpräsentation im neuen Veranstaltungs- und Seminarraum

Buchautor Alexander Kartschall stellte am 8. November sein Buch: “Produktion der Messerschmitt Me 262. Von Waldwerke und Untertage-Verlagerungen zu Großbunkern“ vor. Bereits zum dritten Male konnten wir dieses Jahr zahlreiche Interessierte zu Veranstaltungen in unserem neuen Seminar- und Veranstaltungsraum begrüßen. In seinem interessanten und detailreichen Vortrag präsentierte Herr Kartschall Ergebnisse seiner jahrelangen Forschungen über Produktionsstätten und Produktionsbedingungen im unmittelbaren regionalen Umfeld und in Vaihingen.

In seinen einführenden Worten betonte Manfred Scheck, dass der Ingenieur und Autor Alexander Kartschall mit seinen akribischen Recherchen zum Thema  ME 262 in allen hierfür maßgeblichen Archiven (z.B. Amerikanisches Nationalarchiv  Washington / Airbus  Cooperate Heritage , Militärarchiv des Bundesarchivs Freiburg  etc.) eine wichtige Lücke  der bisherigen Forschungen gefüllt hat. In Form einer Powerpoint- Präsentation zeigte er zuerst anhand der Biographie des Flugbaupioniers Messerschmitt  die Entwicklung bis zur Konstruktion und  Realisierung des ersten in Serie gefertigten Düsenflugzeuges der Welt Me 262 auf.

Dabei spielte natürlich  die politische Entwicklung unter den Nationalsozialisten  eine wesentliche Rolle. Das Regime plante von Anfang an einen Eroberungskrieg. Hierfür benötigte die Führung  entsprechende Waffensysteme. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde im Laufe des Krieges die militärische Lage der Deutschen  immer aussichtsloser.  Das Regime setzte am Ende auf sogenannte Wunderwaffen. Neben den Raketen V1/V2, war dies das Düsenflugzeug Me262. Für all diese Rüstungsarbeiten wurden viele Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge benötigt, um in kürzester Zeit vor alliierten Luftangriffen geschützte Produktionseinrichtungen zu bauen.

Dabei  wurde keine Rücksicht auf die eingesetzten  Zwangsarbeitskräfte genommen. Unter unmenschlichen Bedingungen mussten diese arbeiten. Dabei kamen viele ums Leben. Diese Produktionsstätten entstanden auch in unserer Umgebung, eine davon im Engelbergtunnel neben dem dort errichteten KZ Leonberg. Hier wurden Tragflächen gebaut. Auch bei uns in Vaihingen sollte, wie bekannt, in einem stillgelegten Steinbruch ein mit einem Dach geschütztes Werk für weitere Einzelteile entstehen.  Besonders interessant waren neue Erkenntnisse über Sachsenheim und den dort geplanten Produktionsstätten. Die Endmontage der Flugzeuge sollte nämlich beim Flughafen in Großsachsenheim stattfinden. Hierzu wurde im Jahre 1944 eine Stollenanlage in die Weinberge getrieben. Die Arbeiten wurden von KZ-Häftlingen aus dem Lager Unterriexingen durchgeführt.

Zu einer endgültigen Fertigstellung und den Zusammenbau von den Flugzeugen kam es aber nicht mehr. Nach Auswertung von damaligen Luftbildaufnahmen, konnte der Autor herausfinden, wo sich das Lager befand. Auch entdeckte er dabei getarnte Flugzeuge. Anhand von Protokollen ist nachgewiesen, dass auf dem ausgebauten Flugplatz mindestens eine Me 262 gelandet und wieder weitergeflogen ist. Der Flugplatz sollte zur Erprobung der dort montierten Flugzeuge dienen.  In anderen Gegenden wurden  die Flugzeuge in sogenannten Waldwerken, die durch Tarnnetze geschützt wurden, fertig montiert.

Alexander Kartschall konnte uns dank seiner jahrelangen Forschungen viele neue Erkenntnisse von dem, was alles an Produktionsstätten geplant war und was bereits realisiert werden konnte, vermitteln.

Zur Vertiefung dieses Themas  empfehlen wir sein Buch:

Alexander Kartschall: Produktion der Me 262- Von Waldwerken und Untertage-Verlagerungen zu Großbunkern- epubli 2017 /ISBN: 978-3-7450-3207-9