Das Projekt Namenstafeln

Den Opfern ihren Namen geben

Die Nationalsozialisten raubten ihren Gegnern dadurch dass sie die Namen durch Nummern ersetzten einen Teil ihrer Würde und Identität. Nach der Exhumierung der Leichen aus den Massengräbern 1954 wurde den Opfern des KZ-Vaihingen/Enz nochmals eine Nummer zugewiesen.

Die Beisetzung erfolgte anonym, zum Teil in doppelt belegten Gräbern. Auf den Grabsteinen stehen nur Nummern. Angehörige brauchen aber den Namen und einen festen Ort, um ihren toten Familienmitgliedern zu gedenken und um sie zu trauern.

Diese Umstände führten im Verein KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz zur Idee, den Opfern ihren Namen zurückzugeben.

Bei der Montage der Namenstafeln im Spätsommer 2013

In der Mitte ein Ablageplatz für Blumen, Kränze, Kerzen o.ä.

Die vier Stelen stehen für die vier Himmelsrichungen, aus denen die Häftlinge nach Vaihingen kamen.

Die Tafeln machen die Opfernamen sichtbar.

Die Namenstafeln 2016

Konzeptentwicklung

Zunächst wurde gemeinsam mit dem Vaihinger Steinbildhauer Lothar Morlock ein Konzept, das vier Basaltstelen mit allen Namen der Opfer vorsah, entwickelt. Dieser künstlerische Ansatz, der viel Handarbeit bedeutet hätte, war aber nicht finanzierbar.

Nach der weiteren Suche in anderen Gedenkorten wurde man schließlich auf die KZ-Gedenkstätte Mauthausen aufmerksam. Dort hatte man die Namen der Opfer mit Hilfe von Lasertechnik auf transparente Platten eingraviert. Die Firmen Lascript und Metall und Form Martin Fussenegger aus Vorarlberg hatten dies realisiert und erhielten schließlich den Zuschlag zur Umsetzung in Vaihingen/Enz.

Insgesamt 16 dunkle Schiefertafeln, von denen je vier auf ebenfalls vier hohle Metallunterkonstruktionen montiert wurden, beinhalten nun die Namen der Opfer in alphabetischer Reihenfolge ohne dass nach Nationalität oder Religion unterschieden wird.

Namen und Opferzahl

Das insgesamt 40 000€ teure Projekt mit den vier Säulen und dem zentralen Ablegeplatz für Kränze, Kerzen, Steine und Ähnliches dient sowohl als Platz zum Trauern und Gedenken, aber auch zur Erforschung der Namen, in denen sich die über 20 Nationen und verschiedenste Kulturen widerspiegeln.

„Von Frankreich bis nach Polen, von Norwegen bis nach Italien“, also aus allen Himmelsrichtungen kamen die Insassen des Lagers. Dies führte Herr Dr. Scheck vom Gedenkstättenverein bei der Präsentation der Namenstafeln am 13. Oktober 2013 auf dem KZ-Ehrenfriedhof aus.

Er war es, der federführend die Erforschung der Namen und Zahlen durchführte. Weiter wies er darauf hin, dass es sehr schwierig, ja unmöglich sei, die genaue Opferzahl zu finden. Die Namen von 1342 Opfern stehen auf den Namenstafeln, elf Opfer bleiben anonym.

Vorstellung der Namenstafeln

Etwa 60 interessierte Bürger – darunter ca. 15 Jugendliche – wohnten der kleinen Feier auf dem KZ – Ehrenfriedhof bei, auf der am Sonntag, den 13. Oktober 2013 der Verein KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz die neu errichteten Namenstafeln vorstellte und das Projekt „Den Opfern ihren Namen geben“ erläuterte.

In seinem Grußwort führte Landrat Dr. Haas aus, dass es insbesondere vor dem Hintergrund der nun 30-jährigen Partnerschaft des Landkreises Ludwigsburg mit dem Oberen Galiläa für die israelischen Freunde, aber auch für die anderen Angehörigen von besonderer Wichtigkeit ist, dass durch das Namenstafelnprojekt die Opfer der Anonymität der Zahlen entrissen und ihnen ihre Namen zurück gegeben werden.

Er dankte den zwei Hauptsponsoren, nämlich der Wüstenrot Stiftung und der Stiftung Kunst, Kultur und Bildung der Kreissparkasse Ludwigsburg, aber auch der Berthold Leibinger Stiftung für ihren Beitrag zur Unterstützung der Erinnerungskultur im Landkreis Ludwigsburg. Besonders dankte er den Initiatoren – der KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz e.V. – für das Anstoßen des Projekts, vor allem aber für die seit Jahren geleistete Arbeit.