Internationale Besucher zu Gast in der Gedenkstätte

Im Laufe des Oktobers und Novembers besuchten Gäste aus 8 verschiedenen Nationen die Gedenkstätte. Vorläufiger Schlusspunkt war der Besuch einer 23-köpfigen Gruppe bestehend aus 17 Nachfahren ehemals in Freudental ansässiger Juden und ihrer Begleiter. Sie kamen auf Einladung der Gemeinde Freudental und des Pädagogisch-Kulturellen Centrums Ehemalige Synagoge Freudental aus Argentinien, Guatemala, Kanada, den USA, Frankreich, Deutschland und Israel vom 26.10 bis 30.10.2017 an den Ort, wo ihre Vorfahren lebten. Anlass des Besuchs war die Eröffnung des Gartens der Erinnerung am 29.10.2017. Näheres dazu können Sie hier erfahren.

Die Nachfahren der Juden Freudentals mit Begleitern auf dem Ehrenfriedhof

Im Jahre 1933 lebten noch 51 Juden in Freudental. Nach der Reichspogromnacht im November 1938, bei der auch die Freudentaler Synagoge zerstört wurde und die noch ansässigen Juden ihre wichtigsten Kultgegenstände auf dem Sportplatz verbrennen mussten, meldete der Freudentaler Bürgermeister am 14. Februar 1939 noch 14 Juden, die alle deportiert und in Theresienstadt und in Auschwitz-Birkenau umgebracht wurden.  Im Rahmen des Begleitprogramms besuchten
die 17 Nachfahren mit Vertretern der Gemeinde Freudental am Freitag, den 27.10.2017 die Gedenkstätte. Nach der rund zweistündigen Führung zeigten sie sich sehr beeindruckt und angetan von der Arbeit der KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz.

Bereits am Mittwoch, den 11. Oktober 2017 besuchte eine 30-köpfige deutsch-israelische Schülergruppe des Robert-Bosch-Gymnasiums Gerlingen die Gedenkstätte. Die Schüler stammen aus dem Oberen Galiläa, der israelischen Partnerregion des Landkreises Ludwigsburg. Im Rahmen des seit Jahren bestehenden Schüleraustauschs steht die KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz immer auf dem Programm. Auch die jungen Israelis waren nach der Führung sichtlich beeindruckt und bedankten sich teilweise persönlich und im Besucherbuch für die Erinnerungsarbeit.

Schließlich waren noch zwei polnische Nachfahren ehemaliger Insassen des KZ-Vaihingen/Enz bei uns, um ihnen zu gedenken und mehr über ihr Schicksal zu erfahren. Am Freitag, den 13. Oktober 2017 besuchte Frau Adamczyk die Gedenkstätte und den Friedhof. Ihr Vater Jan Adamczyk kam am 24. Dezember 1944 aus Frankfurt/Main nach Vaihingen. Hier wurde er am 13. Januar 1945 in das Krankenrevier aufgenommen, wo er am 14. Januar um 5:00 Uhr starb. Als Todesursache wurde „Allgemeine Körperschwäche“ angegeben. Herr Dr. Scheck und als Übersetzer Herr Radomsky führten die Gäste und erklärten ihnen die Geschichte des Lagers, das 1944/45 im Glattbachtal bestand.

Am Sonntag, den 22. Oktober 2017 kam der 87-jährige Jerzy Kozera mit seinem Sohn, seinem Neffen und dessen Frau in die Gedenkstätte, um Näheres über die letzten Tage seines Vaters Boleslaw Kozera in Erfahrung zu bringen. Dies ist, was aus unserem Archiv über ihn bekannt ist:

Boleslaw Kozera, geb. 1. 2. 1906 in Warschau (Häftl.-Nr. Na 32.390), kam am 20. 11. 1944 aus Dautmergen in das Krankenlager nach Vaihingen, wo er im Block 2 untergebracht war. Er wurde am 18. 12. 1944 mit Durchfall in das Krankenrevier eingeliefert, wo er am 26. 12. 1944 um 8:45 Uhr starb.

Hier waren Bernd Freckmann und wieder Herr Radomsky als Übersetzer im Einsatz. Alle Besuche haben gezeigt, wie wichtig unsere Arbeit insbesondere für die direkten Nachfahren ehemaliger Opfer ist.