Das Kunstprojekt des Verbundes der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V. in Zusammenarbeit mit dem FAG und dem Künstler Vincent Krüger aus Karlsruhe

Lea Krüger und Vincent Krüger im Seminarraum

Am 27. Februar 2018 erfolgte die Begegnung mit dem uns zugeteilten Künstler Vincent Krüger. Der Tag startet mit einem lockeren Gespräch, in dem wir uns zunächst die eigenen Erwartungen an das Projekt vorstellen und außerdem erzählen, was uns eigentlich dazu bewegt hat, teilzunehmen. Im Anschluss wird dem Künstler die Gedenkstätte gezeigt, womit wir auch gleich die ersten Inspirationen für das spätere Werk einfangen. Die kleine Führung beginnt in den Räumlichkeiten der Gedenkstätte und geht weiter im Stollen, welchen wir begeistert betreten, wobei uns die Handykameras das einzige Licht sind, was die düstere Stimmung, die die Geschichte der Gedenkstätte mit sich bringt nochmals verstärkt. Die dritte Station ist die winzige Hütte, die auf den Überresten der ehemaligen SS- Küche erbaut wurde und in der heute eine von Schülern geschaffene Ausstellung präsentiert wird. Als Nächstes besuchen wir den KZ-Friedhof, der uns mit seinen vielen namenslosen Gräbern einen bitterkalten Schauer über den Rücken jagt. Schließlich kommen wir zum letzten Puzzlestück der Führung, der Medieninstallation über den Fundamenten der früheren Entlausungsbaracke. Der 20-minütige Film ist ein sehr eindrückliches Erlebnis, da durch die Bilder der mageren Häftlinge und der offenen Massengräber erst wieder klar wird, wie unerträglich grausam die Welt doch damals war.

Nach diesem schnellen, doch auf jeden Fall deutlichen Einblick in die Gedenkstätte und ihre Geschichte fangen wir mit dem Kreativteil des Tages an. Unsere Aufgabe ist es, die Stimmung der Gedenkstätte in Verbindung mit dem Thema Brüderlichkeit darzustellen, was sich als sehr knifflig, aber natürlich nicht unmöglich erweist. Durch Tipps und Beratung des Profis entstehen schließlich die Werke.  „Was bleibt?“- ist die Frage. Meine Antwort lautet: Es bleiben die schrecklichen Erinnerungen, aber auch das Gefühl, an die Vergangenheit gebunden zu sein. Dieses Gefühl ist zum einen natürlich erdrückend, denn normalerweise möchte man nicht an schlimme Dinge zurückdenken. Doch andererseits schwingt in dem Gefühl auch Hoffnung mit. Hoffnung darauf, es in Zukunft besser zu machen, für die Zukunft schlauere Entscheidungen zu treffen. Diese Hoffnung ist auch der Grund für meine Teilnahme an dem Projekt, denn die Jugend heutzutage muss sich, meiner Meinung nach, wie alle Generationen zuvor, ebenfalls ein Bewusstsein für die Geschehnisse der Vergangenheit schaffen, um eine solche Zukunft dominiert von Brüderlichkeit kreieren zu können. Mein Acrylbild zeigt darum auch einen Teil der Vergangenheit, nämlich die mit Dornen und Unkraut verzierten Gleise, durch welche es möglich war, die neuen Häftlinge in das Lager zu befördern. Mit dem blauen Himmel und dem Weg ins Nichts allerdings wird die Zukunft verkörpert, die doch viel schöner wirkt. Gleichzeitig wird jedoch klar, dass man nicht zu diesem Teil des Weges hätte gelangen können, wäre man nicht vorher über die Gleise gekommen. Soll heißen: Wir müssen unsere Geschichte, sei sie auch noch so schrecklich, annehmen, weil wir sie niemals ändern können. Stattdessen haben wir aber die Möglichkeit auf ihr aufzubauen, durch sie in Zukunft weiterzukommen, weil wir aus ihr lernen.

von Lea Krüger, Schülerin der Klasse 1o des Friedrich-Abel Gymnasiums und Jugendguide